Ruhm und Erschöpfung
Durational Performance
Ich hab diese Stadt satt. Ich war in sie verliebt, doch das ging vorbei. Ich hab gelogen, wenn ich ihr in Gebärden, Toiletten, berechneten Worten eine Persönlichkeit hinstellte. Ich polierte meine Waffen, doch kämpfte nicht. Ich überlegte meine Schminke und plante die Taktik. Ich war mal inspirierend, doch war ich ein Provisorium, und beide, Inspiration und Provisorien, kann man nicht unbegrenzt verlängern.
Ein Musiksaal aus den 1920ern – mitten in Berlin. Im Krieg schwer beschädigt und dann vergessen. Er wird nicht mehr betrieben, ist nicht öffentlich zugänglich. Doch mit den goldenen Verzierungen, der blauen Tapete und dem Abriß-Flair wäre er die optimale neue Location für –. Wofür auch immer.
Die kuratorische Inititative Neue Berliner Räume bricht mit dem eigenen Prinzip, Orte mit Kunst temporär zu bespielen, und lässt diesen Raum in Ruhe. Berlin, die Stadt der ewig neuen Leerräume ist erschöpft. Die Kultur zieht eine Spur der Verwüstung. Die Initiative hat copy & waste eingeladen, den Saal an einen anderen Ort zu transportieren, ihn zu transponieren.
In Berlin-Mitte schlagen copy & waste den Musiksaal neu auf. Von zehn Uhr abends bis zehn Uhr morgens versammeln sich Klassik-Freunde und klassische Feinde, Location Scouts, Head Hunter, Selfie Sluts, Make-Up- und Make-Over-Addicts, Fun Facts, Profifressen, kuratorische Arschlöcher, Experten zu Valeska Gert, der Vizeweltmeister im Poledancing und der Rest des Perücken- und Flitterpublikums. Kommen Sie doch auch.
Ruhm und Erschöpfung ist eine Fußnote, ein Epilog zur Trilogie PUBLIC SHOWDOWN, in der copy & waste von 2014 bis dato die Veränderung des öffentlichen Raums in Berlin fokussierten: die Privatisierung in Nasty Peace (2014), die Gentrifizierung in Knick-Knack To The Future | Ruckzuck in die Zukunft (2015, beide mit dem English Theatre Berlin | IPAC) und die Repräsentation von Macht in Who ya gonna call? Schlossbusters! (2016, mit dem Ballhaus Ost).
Wieso sollte die Liebe zu Räumen länger halten als die Liebe zwischen Menschen?
Von und mit: Jörg Albrecht, Silke Bauer, Lenard Gimpel, Roman Hagenbrock und Steffen Klewar. English translation: Daniel Brunet. Produktionsbüro Berlin: ehrliche arbeit – freies Kulturbüro.
In German and English.
Eine Koproduktion von copy & waste und Neue Berliner Räume.
RSVP ESSENTIAL
rsvp@neueberlinerraeume.de
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