Anarchie in Ruhrstadt
im Rahmen von 54. Stadt, produziert von Ringlokschuppen Ruhr, Urbane Künste Ruhr, Theater Oberhausen
Premiere: 12. September 2014
Wir schreiben das Jahr 2044: Die Ruhrstadt versinkt im Chaos. Die Regierung hat abgedankt. Dreißig Jahre zuvor trat ein Kollektiv junger Kreativer um den späteren Präsidenten György Albertz auf den Plan. In einem Putsch verwandelte dieses Komitee das Ruhrgebiet zu einer Mega City, fasste 53 Kommunen zu einer einzigen zusammen. Statt auf Kohle und Stahl setzte die Ruhrstadt auf Kreativität: In jedem Stadtteil siedelte sich eine bestimmte kreative Branche an. Dortmund zum Beispiel war die Heimat der Mode-Designer, der Kreis Wesel gehörte den Schriftstellern, Oberhausen wurde zu Trans Town, zur Heimat der Transsexuellen. Mit ihrer hippen und wilden Art wurde die Ruhrstadt schnell zur aufregendsten Metropole der westlichen Welt. Doch vom glamourösen Stadtstaat ist jetzt nicht mehr viel übrig …
In Anarchie in Ruhrstadt wird das Theater Oberhausen zur Donnerkuppel: Ein Kollektiv von Transen veranstaltet in dieser Arena Zweikämpfe. Der Schuhmacher Rick Rockatansky soll gegen einen Gegner antreten – gegen seine Geliebte Julieta Morgenroth. Sie hatte er gesucht, überall in der stetig zerfallenden Metropole. Von dieser Suche berichten – in Hochglanzbildern – nun die Transen ihrem Publikum: Denn ein Star ist nur so gut wie seine emotionale Backgroundstory …
Und während die beiden Liebenden in der Donnerkuppel ihre Suche nacheinander noch einmal durchleben und sich auf den bevorstehenden Zweikampf vorbereiten, wartet ein älteres Paar unweit von ihnen auf einen anderen Endpunkt: György Albertz, Ex-Präsident der Ex-Ruhrstadt, liegt im Sterben. Mit seinem Mann, Bünyamin Demir, rekapituliert er ihr gemein-sames Leben und ihre Utopien, die Wirklichkeit wurden und dann doch zerfielen.
Sowohl beim Riesen-Event in der Donnerkuppel wie auch im intimen Zwiegespräch am Sterbebett werden die letzten großen Kämpfe der Ruhrstadt gekämpft: Welche Zukunft wollen wir für uns und unsere Städte? Brauchen wir mehr Größenwahn oder mehr Sinn für die kleinen Dinge? Und: Wie können wir es aushalten, unserem Liebsten oder unserer Region beim Sterben zuzusehen?
Eine Produktion von Ringlokschuppen Ruhr und Urbane Künste Ruhr in Zusammenarbeit mit dem Theater Oberhausen. Gefördert vom Ministerium für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen, der Kunststiftung NRW und im Fonds Doppelpass der Kulturstiftung des Bundes.
Tags: 54. stadt; 53 kommunen; die zukunft des ruhrgebiets; die zukunft als ruhrgebiet; dritte urbanisierung; gründung der ruhrstadt; das komitee der kreativen; györgy albertz; bünyamin demir; snorri leifsson; vom schweigen zum schamanismus; vom schriftsteller zum präsidenten; masterplan als lebensprinzip; kreativwirtschaft als glaubensbekenntnis; kreativsozialismus; veranstaltungszwang; subventionierung durch drogen; wunderkinder; kinder von künstlern; kinderstars; fünf-dollar-jim; julieta babycakes; sommerhits des jahres 2030; bestseller des jahres 2031; die ruhrbande im anschauungsbergwerk; die tiefste teufe; die flachste halde; aufgabenreich; uncreative economies; schuhmacher; fassbinderin; blaue brücke zwischen essen und gelsenkirchen; assessmentcenter für anarchisten
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